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Polychlorierte Biphenyle (PCB) im Altbau: Vorkommen, Gefahren und Sanierung

Einleitung: PCB – das unsichtbare Gift in älteren Gebäuden


Polychlorierte Biphenyle (PCB) zählen zu den gefährlichsten Schadstoffen in Altbauten. Obwohl sie seit den 1980er Jahren in Deutschland verboten sind, finden sie sich noch heute in vielen Gebäuden, die vor 1989 errichtet wurden. PCB wurden wegen ihrer chemischen Stabilität, Flammschutz-Eigenschaften und Isolierfähigkeit häufig in Bauprodukten eingesetzt. Doch sie sind hochgiftig, reichern sich im menschlichen Körper an und können schwere Gesundheitsschäden verursachen.


In diesem Beitrag erfahren Sie:

✔ Wo PCB in Altbauten vorkommen

✔ Welche Gesundheitsrisiken bestehen

✔ Wie man PCB erkennt und misst

✔ Welche Schutzmaßnahmen bei Sanierungen gelten

✔ Wie eine fachgerechte Sanierung abläuft


1. Was sind PCB und warum sind sie gefährlich?


Polychlorierte Biphenyle (PCB) sind chlorierte Kohlenwasserstoffe, die als nicht abbaubare Dauergifte gelten. Sie reichern sich in Fettgewebe an und können über Jahrzehnte im Körper verbleiben.


Gesundheitsgefahren durch PCB:


  • Krebserregend (insbesondere Leber- und Hautkrebs)

  • Hormonelle Schäden (Störungen des Immun- und Nervensystems)

  • Fortpflanzungsschäden (verminderte Fruchtbarkeit, Entwicklungsstörungen bei Kindern)

  • Chlorakne und Hautreizungen bei direktem Kontakt


PCB gelangen über Atemluft, Hautkontakt oder Nahrung in den Körper. Besonders gefährlich sind PCB-haltige Stäube und Ausdünstungen, die über Jahre aus Baumaterialien entweichen können.

Belasteter Fliesenuntergrund
©Koch-Bautechnik

2. Wo findet man PCB in Altbauten?


PCB wurde in zahlreichen Bauprodukten verwendet, insbesondere in Gebäuden der 1960er bis 1980er Jahre. Die wichtigsten Quellen sind:


a) PCB in Fugendichtmassen und Anstrichen


  • Elastische Fugen (Fenster, Dehnungsfugen, Fassaden)

  • Kleber und Dichtstoffe (z. B. in Holz- und Metallkonstruktionen)

  • Anstriche und Beschichtungen (vor allem in Industriebauten)


b) PCB in Weichmachern für Kunststoffe


  • PVC-Böden (ältere elastische Bodenbeläge)

  • Kabelisolierungen und Elektrobauteile


c) PCB in Flammschutzmitteln und Isolierölen


  • Kondensatoren und Transformatoren (in alten Elektroanlagen)

  • Brandschutzbeschichtungen (z. B. in Stahlträgern)


d) PCB-haltige Holzschutzmittel


  • Ältere Lasuren und Imprägnierungen (z. B. Xyladecor)


3. Wie erkennt man PCB in Gebäuden?


a) Altersbedingter Verdacht


  • Baujahr vor 1989? → Hohe Wahrscheinlichkeit für PCB

  • Typische Baustoffe der 1970er? (z. B. elastische Fugen, bestimmte PVC-Böden)


b) Geruchstest (nur bedingt aussagekräftig)


  • PCB riecht oft muffig, chlorartig oder „chemisch“

  • Aber: Nicht alle PCB-haltigen Materialien riechen!


c) Labormessung durch Fachleute


  • Staub- und Materialproben (z. B. von Fugendichtungen oder Böden)

  • Raumluftmessungen (wichtig bei Verdacht auf Ausdünstungen)

  • Akkreditierte Labore müssen die Proben nach DIN 51527 analysieren


4. Arbeitsschutz bei PCB-Sanierungen


Da PCB als krebserregend und fortpflanzungsgefährdend eingestuft ist, gelten strenge Schutzvorschriften nach GefStoffV und TRGS 524.


a) Nur Fachfirmen mit Sachkunde dürfen PCB sanieren!


  • TRGS 519/524-Schulung ist Pflicht

  • Einhaltung der PCB-Richtwerte der WHO (< 300 ng/m³ für Innenräume)


b) Schutzmaßnahmen bei Sanierungen


✔ Abschottung des Arbeitsbereichs (Schleusen, Unterdruck)

✔ Persönliche Schutzausrüstung (PSA):

  • Atemschutz (FFP3 oder Vollmaske)

  • Chemikalienschutzanzug (Typ 3/4)

  • Handschuhe und Augenschutz

    ✔ Staubarme Verfahren (kein Schleifen oder Fräsen)

    ✔ Feuchtreinigung und Staub binden


c) Entsorgung von PCB-haltigen Materialien


  • Nur als gefährlicher Abfall (Sondermüll)

  • Spezielle Verpackung und Kennzeichnung

  • Nachweis über Entsorgungsnachweis erforderlich

Mann im Schutzanzug und Maske
©pixabay

5. Wie läuft eine PCB-Sanierung ab?


  1. Gefährdungsanalyse & Probenahme (Bestätigung der PCB-Belastung)

  2. Schutzmaßnahmen planen (Abschottung, Lüftung, PSA)

  3. Material fachgerecht entfernen (z. B. Fugendichtungen, Böden)

  4. Flächen reinigen (Feuchtwischen, Staubsaugen mit HEPA-Filter)

  5. Entsorgung über zugelassene Fachbetriebe

  6. Kontrollmessung (Raumluft, Staubproben)


6. Fazit: PCB im Altbau ernst nehmen!


PCB ist ein langfristiges Gesundheitsrisiko, das vor allem in älteren Gebäuden lauert. Wer in einem Haus aus den 1960er-1980er Jahren wohnt oder arbeitet, sollte bei Renovierungen unbedingt an PCB denken.


Das Wichtigste im Überblick:


✔ PCB steckt oft in Fugendichtungen, Böden und Anstrichen

✔ Gesundheitsgefahr durch Einatmen und Hautkontakt

✔ Nur Fachbetriebe mit TRGS-524-Zertifizierung dürfen sanieren

✔ Strenge Schutzmaßnahmen bei der Sanierung einhalten


Falls Sie PCB vermuten: Zuerst messen, dann handeln! Informieren Sie sich bei Umweltämtern oder Sachverständigen für Schadstoffe.


Haben Sie Erfahrungen mit PCB in Altbauten? Teilen Sie sie gerne in den Kommentaren!


Mehr zu Schadstoffen im Altbau und mehr interessante Themen lesen Sie jeden Montag und Freitag im EnergiePlus Blog.

 

 

8 Comments

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Guest
Jul 14
Rated 5 out of 5 stars.

Wow. Uns hat niemand beim Kauf der Immobilie beraten. 😞

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Guest
Jul 14
Rated 5 out of 5 stars.

Wir haben auf Anraten von Herrn Koch verschiedene Proben an ein Labor geschickt. Danach haben wir dann entschieden, die Belastungen von einer Fachfirma zu entfernen.

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Guest
Jul 14
Rated 5 out of 5 stars.

Auf was man nicht alles achten muss. Herr Koch hat uns begleitet. Zu empfehlen

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Guest
Jul 14
Rated 5 out of 5 stars.

Uns hat Herr Koch bei einer Hauskaufberatung auf die möglichen Gefahren aufmerksam gemacht. Wir haben bei den Bodenbelägen alles fachgerecht entsorgen lassen.


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Rated 5 out of 5 stars.

Wir unterstützen Sie im zuge der Hauskaufberatung und machen auf mögliche Gefahren aufmerksam.

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